Zeche Vondern
von Fritz Pamp
Auf der Zeche Oberhausen 1/2 nahm die Gewinnungsteufe, das ist die Tiefe, in der die Bergleute die Kohle hereingewinnen, zwischen 1859 und 1898 von 180 m auf mehr als 500 m zu. Gleichzeitig entfernten sich die Abbaubetriebe immer weiter von den beiden, eng beieinanderliegenden Schächten und verteilten sich darüber hinaus noch auf mehrere Sohlen und Flöze. Dieser Betriebszuschnitt brachte große Probleme in der Wetterführung (Anm.: Wetterführung = Verteilung der Luft) mit sich, weil er die Trennung der Frischluft von der verbrauchten Luft in den söhligen (Anm.: söhlig = waagerecht verlaufend) Grubenbauen nach dem damaligen Stand der Technik sehr erschwerte. Aus diesem Grunde traten besonders in den stark ausgasenden Flözen der Fettkohlenpartien trotz drei leistungsfähiger Grubenlüfter, die zusammen 18 000 m³/min verbrauchte Luft absaugten, immer wieder gefährliche Ansammlungen explosibler Grubengas-Luftgemische (sogenannte Schlagwetter) auf. Am 14. April 1897 genügte ein kleiner Funke, um eine Explosion auszulösen, durch die 10 Bergleute ihr Leben einbüßten. Bei der Untersuchung des Unglücks kamen die Fachleute der Bergbehörde und der GHH zu der Erkenntnis, daß ein Frischluftschacht am Rande des Grubenfeldes die Schwierigkeiten zumindest verringern, wenn nicht sogar ganz beseitigen könnte.
Daraufhin lief die Planung für den dritten Schacht der Zeche Oberhausen unverzüglich an. Als günstigsten Standort legte der Markscheider (Anm.: Markscheider = vereidigter Vermessungsingenieur einer Zeche) ein der Firma gehörendes Grundstück in unmittelbarer Nähe der Burg Vondern in Osterfeld, 2,5 km nordöstlich der Zeche, fest.
Oberhausen 3 sollte mit dem bewährten Senkschachtverfahren mit 5 m Durchmesser niedergebracht werden.
Die Teufarbeiten begannen 1898, zeitgleich mit dem Teufen des Schachtes Osterfeld 2. Sie verliefen recht zügig und ohne nennenswerte Komplikationen. Im Jahre 1900 erreichte der Schacht Oberhausen 3 zunächst bei 166 m das Steinkohlengebirge und am Jahresende befand sich die Schachtsohle bereits 310 m unter der Tagesoberfläche. 1902 stellte die Mannschaft in einer Tiefe von 500 m, das entspricht 461 m unter Normalnull, die geplante Verbindung zu einem Querschlag auf der 6. (-464 m) Sohle der Zeche Oberhausen her. Damit erfüllte Oberhausen 3 seinen Zweck und versorgte das nördliche Baufeld mit frischen Wettern. Anschließend lieferte und montierte das Werk Sterkrade der GHH anstelle der Teufausrüstung eine Förderanlage. Die dampfgetriebene Trommelfördermaschine hatte 7,5 m Trommeldurchmesser und konnte die geplanten (siehe den nächsten Absatz) 3 Fördersohlen mit zwei Körben bedienen. Als Seilgeschwindigkeiten erlaubte die Bergbehörde bei der Güterförderung 12 m/s und bei der Seilfahrt 8 m/s.
Da der Grubenbau bis zu seiner Endteufe viele bauwürdige Flöze durchfahren und dadurch unerwartet große Kohlenvorräte erschlossen hatte, entschieden die Verantwortlichen bei der GHH, den Schacht in Vondern 1 umzubenennen und den Betrieb zügig zu einer selbständigen Doppelschachtanlage auszubauen. Deshalb begannen die Schachthauer im Jahre 1903, Vondern 2 als zukünftigen Förderschacht mit einem Durchmesser von 6 m ebenfalls als Senkschacht zu teufen.
Eine andere Mannschaft setzte im Schacht Vondern 1 die 1. (220 m-) Sohle, die 2. (310 m-) und die 3. (411 m-) Sohle aus. Nun konnten die ersten Vorrichtungsstrecken aufgefahren und die Abbaubetriebe eingerichtet werden. Zwischenzeitlich bauten GHH-Monteure eine zweite Förderanlage, die sogenannte Nebenförderung, ein, die von einer Dampfmaschine mit Koepescheibe (Durchmesser = 2,42 m) angetrieben und zur 2. Sohle eingebunden wurde. Die Seilgeschwindigkeiten erreichten bei der Güterförderung 10 m/s und bei der Seilfahrt 6 m/s. Einkorbbetrieb war auch zur 1. Sohle zugelassen.
Im zweiten Quartal 1903 förderte die Zeche Vondern mit 180 Bergleuten die ersten Kohlen. Bis zum Jahresende kamen 57 000 t zutage. Für den Abtransport der Produkte und für die Anlieferung der benötigten Materialien erhielt die neue Zeche 1904 einen Anschluß an das Werksbahnnetz der GHH und damit mittelbar auch an die Staatsbahn.
Zum Jahresende 1904 erreichte Vondern 2 problemlos die 3. (411 m-) Sohle und ging im folgenden Jahr (1905) als einziehender Hauptförderschacht in Betrieb. Eine Dampfmaschine mit 6,4 m Trommeldurchmesser diente als Hauptfördermaschine. Sie war für Seilgeschwindigkeiten von 16 m/s bei der Güterförderung und 10 m/s bei der Seilfahrt ausgelegt. Für die Nebenförderung lieferte die GHH die gleiche Anlage wie am Schacht 1.
Die Zeche brauchte natürlich auch einen Abwetterschacht. Diese Funktion sollte der Schacht Vondern 1 übernehmen. Deshalb installierten Monteure hier zwei von Dampfmaschinen angetriebene Grubenlüfter, die in der Lage waren, 5 000 m³/min bzw. 8 000 m³/min verbrauchte Luft aus der Grube abzusaugen. Eine Maschine von ihnen stand in Reserve.
Vondern betrieb keine eigene Wasserhaltung. Das anfallende Wasser floß nach Oberhausen und wurde dort von der 7. (-564 m) Sohle getrennt vom Oberhausener Wasser gehoben. Den Grund für diese Maßnahme schilderte der Redakteur des General-Anzeigers dreißig Jahre später, am 4. April 1935, in seinem Bericht über die Eröffnung des Schaubetriebes auf der (1931 stillgelegten) Zeche Oberhausen recht anschaulich.
Dammtüren siehst du da unten, Transportbänder und Schüttelrutschen – und flinke Grubenbächlein von Unterquellwasser, die von Jacobi, Vondern und Roland herkommen und von hier unten ans Tageslicht gepumpt werden, um oberirdisch jauchzend in die Emscher zu fließen.
Zwei getrennte Sümpfe (Anm.: Sumpf = Sammelstrecke für Grubenwasser) hat man für sie angelegt, weil die Brüder sich nicht recht vertragen und bei ihrem Zusammentreffen Schwerspat von sich geben, das die Pumpen vermasselt.
Die GHH baute, ähnlich wie bei der Schachtanlage Osterfeld, in der Nähe der neuen Zeche zwischen Bruchstraße (heute Arminstraße) und Rangierbahnhof eine Kolonie mit 416 Wohnungen in 126 Häusern und bot so vielen Belegschaftsmitgliedern eine preiswerte Wohnung.
In der Verkaufsanstalt IV des Hüttenkonsums konnten die Belegschaftsmitglieder der GHH zu günstigen Preisen, allerdings nur gegen Barzahlung, Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs einkaufen. Ein im Zweiten Weltkrieg zerstörter Anbau beherbergte das Beamtenkasino für die Angestellten der Zechen Vondern und Jacobi.
Im Jahre 1905 beschäftigte die Zeche Vondern 1 306 Mitarbeiter, davon 1 098 unter Tage. Die Förderung stieg auf 275 000 t/a. Wegen der kurzen Wege reichten 29 Pferde aus, um die beladenen Wagen zum Füllort und die „Leeren“ zu den Ladestellen zu transportieren.
Die Vondern-Kohle eignete sich gut zur Verkokung. Deshalb beschloß das Unternehmen, auf seiner jüngsten Schachtanlage auch eine Kokerei zu bauen. 1906 wurde der Betrieb mit 60 Öfen und Nebengewinnungsanlagen für die Produktion von Ammoniaksalz und Teer seiner Bestimmung übergeben. Das anfallende Koksgas verwertete die Zeche in einem kleinen Kraftwerk auf eine für heutige Begriffe ungewöhnliche Art und Weise: zwei „doppeltwirkende Viertakt-Koksofengasmotoren mit 94 Uml./Min.“ trieben zwei 1 MW-Drehstromgeneratoren an, welche die elektrische Energie in das Ringnetz der GHH einspeisten.
Schon 1909 verdoppelte sich die Kapazität der Kokerei durch den Neubau von 60 Öfen auf 600 t/d.
Mitte des Jahres (1909) brach unter Tage ein Brand aus, den die Grubenwehr nicht löschen konnte, sondern nur durch großräumige Abdämmung unter Kontrolle bekam. Menschenleben oder Verletzte forderte das Unglück nicht. Um die Förderausfälle so gering wie möglich zu halten, leitete man zur Brandbekämpfung Stickstoff in das abgedämmte Feld. Dieser frühe Inertisierungsversuch scheiterte, weil es der damalige Stand der Technik nicht erlaubte, eine der Größe des Brandfeldes entsprechende Gasmenge zur Verfügung zu stellen. 1975 gelang es auf dem Bergwerk Osterfeld erstmalig im deutschen Steinkohlenbergbau, einen Grubenbrand mit Stickstoff zu löschen.
Im Jahre 1910 begannen die Gesteinshauer auf der 2. Sohle und auf der 3. Sohle mit der Streckenauffahrung zur 3 000 m nördlich geplanten Zeche Jacobi. Nur auf diese Weise ließ sich die Zielvorgabe der Unternehmensleitung erreichen, kurz nach Fertigstellung der Jacobi-Schächte, deren Teufe 1912 beginnen sollte, die Kohlenförderung aufzunehmen.
Im Schacht Vondern 2 setzten die Schachthauer 1910 die Arbeiten fort und erreichten zum Jahresende die 4. (508 m-) Sohle.
Die auf 2 267 Mann angewachsene Belegschaft förderte 570 000 Tonnen Kohle mit der beachtlichen Leistung von 1 t/MS (Anm.: t/MS = Tonnen je Mann und Schicht).
Um 1920, als der Fotograf dieses Bild von der Breilstraße aus mit Blick nach Westen aufnahm, brauchte die Zeche in den Strecken und den Abbaubetrieben für den Ausbau noch sehr viel Holz. Deshalb war der Holzlagerplatz immer gut gefüllt.Links ist das Schachtgerüst über dem Schacht 2 zu sehen, der Schacht 1 versteckt sich hinter einer Dampfwolke.
Je länger die Förderwege in der Grube wurden, desto deutlicher zeigten sich die Grenzen der Pferdeförderung. Deshalb begann die Zeche Vondern 1912, die Hauptstreckenförderung zu modernisieren. Der Geschäftsbericht der GHH hielt fest:
An die Stelle der bisherigen Pferdeförderung ist auf der 3. und 4. Sohle eine solche mittels Druckluftlokomotiven getreten. Es sind vorläufig 5 Druckluftlokomotiven in Betrieb, die von einer Hochdruckkompressoranlage (Anm.: Die Kolbenkompressoren verdichteten die Luft auf 220 bar) über Tage gespeist werden.
Die in der Förderung eingesetzten Pferde blieben ihr gesamtes Arbeitsleben untertage. Für die Einrichtung der Stallungen und für die Pferdeförderung gab es detaillierte Vorschriften der Bergbehörde. So mußte der Pferdeführer mit brennender Grubenlampe vor oder neben seinem Pferd gehen. Unter bestimmten Voraussetzungen konnte der Betriebsführer den Pferdeführern erlauben, im ersten Wagen eines Leerzuges mitzufahren.
Die Streckenvortriebe in Richtung Jacobi verliefen planmäßig. Im Dezember 1912 erreichte die Mannschaft auf der 2. (-272 m) Sohle Vondern das Füllort der 1. (-262 m) Sohle am Schacht Jacobi 2, und im Juli 1913 erfolgt die zweite Verbindung auf der 2. (-365 m) Sohle Jacobi mit der 3. (-373) Sohle Vondern. Und weil die Bergleute der Zeche Vondern auch den ersten Abbaubetrieb fertig eingerichtet hatten, stand der Förderaufnahme auf der nördlichen Nachbarzeche nichts im Wege.
Am Jahresende 1913 beschäftigte Vondern 2 242 Mitarbeiter und wies eine Förderung von 474 000 t aus.
Im Ersten Weltkrieg sank die Belegschaftszahl zunächst auf 1 358 Mann (1916), sie erholte sich jedoch bis zum Kriegsende durch den Einsatz von Kriegsgefangenen wieder auf 1 750. Die Förderung stieg dagegen wegen der vielen Überschichten bis 1917 auf 685 000 t und fiel erst im letzten Kriegsjahr als Folge der schlechter werdenden Lebensmittelversorgung auf 499 000 t ab.
Auch während des Krieges gelang es der Werksleitung, den Ausbau der Zeche in bescheidenem Rahmen weiterzuführen. So gab es beispielsweise seit Mai 1915 keine Pferde mehr in der Grube, weil Druckluft-Lokomotiven endgültig deren Arbeit übernommen hatten, ein Jahr später stellte die Kokerei in einer neuen Anlage Benzol her.
Nach dem Waffenstillstand hatte die Zeche Vondern mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie ihre Nachbarn. Auch hier zeichnete sich erst 1920 ein Silberstreif am Horizont ab, als die Anlage nach einem absoluten Tief im Vorjahr mit 1 800 Leuten wieder 358 000 t Kohle zutage bringen konnte. Die Kohlen wurden mit Abbauhämmern hereingewonnen und über Schüttelrutschen und Gummigurtförderer zu den Ladestellen transportiert. Bei harter Kohle unterstützten Schrämmaschinen die Gewinnungsarbeit mit dem Abbauhammer.
Eine Kettenschrämmaschine benötigte als Antriebsenergie ebenfalls Druckluft. Die Maschine wurde auf Kufen durch eine Seilwinde am Kohlenstoß entlanggezogen. Dabei schnitt der Ausleger wie eine Kettensäge einen 1,25 m tiefen Schlitz (den Schram) in die Kohle, lockerte sie auf und erleichterte so den Kohlenhauern auf der folgenden Schicht die Arbeit.
In den Jahren 1930 und 1931 verschlechterte sich der Kohlenabsatz von Monat zu Monat. Die GHH versuchte zunächst noch, die Förderung mit Feierschichten einigermaßen dem Absatz anzupassen. Es zeichnete sich aber immer deutlicher ab, daß sich das Problem auf Dauer nur mit erheblichen Betriebseinschränkungen lösen ließ. Das Unternehmen legte aus diesem Grunde 1931 die Zechen Hugo und Oberhausen still. Als das noch nicht ausreichte, fiel die Entscheidung, aus den Zechen Vondern und Jacobi ein Verbundbergwerk zu bilden und auf Vondern die Förderung einzustellen.
Am 15. Januar 1932 kam auf der Zeche Vondern der letzte Kohlenwagen zutage. Die Kohlen aus dem Feld Vondern wurden von nun an auf Jacobi gefördert.
Die Gesamtbelegschaft schrumpfte von 3 140 Mann auf 1 700 Mann. Mehr als 1 400 Bergleute verloren ihre Arbeit und vergrößerten das Heer der Erwerbslosen.
Der Tagesbetrieb und die Kokerei wurden stillgelegt, die nicht mehr benötigten Gebäude später abgerissen. Bis zum 30.09.1932 fuhren auf Vondern noch Leute an. Dann stellte die Betriebsleitung hier die Seilfahrt ein. Die Schächte blieben zur Wetterführung offen.
Bis 1956 veränderte sich am Erscheinungsbild der Zeche nichts Wesentliches. Dann verschwand mit dem Bau eines neuen Grubenlüfters das Schachtgerüst über Vondern 1, weil der Schacht neben der Wetterführung keine weiteren Aufgaben erfüllen mußte.
Am 1. Januar 1965 hob die Hüttenwerke Oberhausen AG, Abteilung Bergbau, das Verbundbergwerk Jacobi/Franz Haniel aus der Taufe. Die Änderung des Bewetterungskonzeptes machte den Lüfter auf Vondern überflüssig. Die Schächte Vondern 1 (Teufe 508 m) und Vondern 2 (Teufe 663 m) wurden zwischen dem 13. Juli 1965 und dem 31. August 1965 mit 35 000 t Waschbergen und 650 t Kies verfüllt, und die Gebäude anschließend restlos abgerissen.
Seit dem 1. August 1974 verläuft die Autobahn A 42 (Emscherschnellweg) über den ehemaligen Zechenplatz.
Zahlentafel Zeche Vondern
Rasenhängebank liegt 38,6 m über NN
1898
|
beginnen die Schachthauer in der Nähe der Wasserburg Vondern mit dem Teufen des Schachtes Vondern 1. Die GHH plant ihn zunächst als Wetterschacht für die Zeche Oberhausen |
|
1900
|
erreicht der Schacht Vondern 1 in 166 m Teufe das Steinkohlengebirge. In 220 m Teufe wird die 1. Sohle und in 310 m Teufe die 2. Sohle ausgesetzt. Bei den Teufarbeiten treten keine nennenswerten Problem auf. |
|
1901
|
Der Schacht Vondern 1 erreicht in 411 m Teufe das Niveau der 3. Sohle.
|
|
1902
|
kommt Schacht 1, bis zur 4. (500 m) Sohle tiefergeteuft, als Frischwetterschacht der Zeche Oberhausen in Betrieb. |
|
1903
|
beschließt die GHH wegen der unerwartet großen Kohlenvorräte, die Außenanlage Vondern zu einer selbständigen Doppelschachtanlage auszubauen. Deshalb beginnen die Schachthauer noch in diesem Jahr, den Schacht Vondern 2 als zukünftigen Förderschacht zu teufen.Im Schacht Vondern 1 beginnt die Kohlenförderung. |
|
1904
|
erreicht der Schacht Vondern 2 die 3. (411 m) Sohle.
|
|
1905
|
1905 geht der Schacht Vondern 2 als Förderschacht in Betrieb. Schacht 1 wird ausziehender Wetterschacht.Die Zeche Oberhausen übernimmt die Wasserhaltung. |
|
1906
|
Die 3. Sohle (-373 m) wird ebenfalls mit der Zeche Oberhausen auf der 5. Sohle (-384 m) durchschlägig. Im Dezember gehen am Schacht Oberhausen 2 auf der 7. Sohle zwei neue elektrisch angetriebene Kreiselpumpen mit je 3 m³/min Leistung in Betrieb. Eine Kokerei mit 60 Öfen und Nebengewinnungsanlagen für Ammoniksalz und Teer nimmt den Betrieb auf. |
|
1907
|
Das Kraftwerk geht an das Ringnetz mit zwei Drehstromgeneratoren 3000 V, 1 MW, die von doppeltwirkenden Viertakt – Koksofengasmotoren mit 94 min-1 angetrieben werden. |
|
Die Zeche Vondern bekommt eine Kokerei. |
||
1909
|
Auf der Kokerei kommen 60 weitere Öfen hinzu. Die Anlage kann nun 600 t Koks produzieren. Grubenbrand auf der 2. Sohle. Bemerkenswert war der schon 1909 auf der Zeche Vondern unternommene Versuch, einen Grubenbrand durch Inertisierung mit Stickstoff zu bekämpfen. Das Vorhaben mißlang zur damaligen Zeit wegen der Ausdehnung das Brandfeldes, infolge der Undichtigkeiten der Branddämme und weil eine zu geringe Menge des Gases zur Verfügung stand.(Hegermann, 1995) |
|
1910
|
Auf der 2. Sohle und auf der 3. Sohle beginnen die Ausrichtungsarbeiten für das geplante Bergwerk Jacobi. Der Schacht Vondern 2 wird bis zur 4. Sohle (-461) geteuft. Belegschaft: 2 267 Mann Förderung: 570 482 t Leistung u. T. und ü. T.: 0,988 t/MS |
|
1912
|
Die 2. Sohle (-272 m) Vondern wird mit der Zeche Jacobi auf der dortigen 1. Sohle (-262 m) durchschlägig. An die Stelle der bisherigen Pferdeförderung ist in der 411 – und 500 – m Sohle ist eine solche mittels Druckluftlokomotiven getreten. Es sind vorläufig 5 Druckluftlokomotiven in Betrieb, die von einer Hochdruckkompressoranlage über Tage gespeist werden. Die Erweiterungsarbeiten an der Kohlenwäsche und der Separation wurden im November 1911 beendet. (Geschäftsbericht 1911/12 der GHH) |
|
1913
|
Die 3. Sohle (-373) Vondern wird auf der 2. Sohle (-365 m) Jacobi durchschlägig. Belegschaft: 2 242 Mann Förderung: 474 000 t Der Ersatz der Pferde in der Grube durch Druckluftlokomotiven hat weitere Fortschritte gemacht. Die in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres fertiggestellte Gasreinigungs- und Ferndruckanlage zur Beheizung von Martinöfen usw. auf Walzwerk Neu – Oberhausen mit Koksofengas arbeitet befriedigend. (Geschäftsbericht 1912/13 der GHH) In diesem Jahr erreicht die Zeche mit 685 075 t/a ihre Maximalförderung. |
|
1914
|
Die Druckluftlomotivförderung wurde auf der ganzen Grube durchgeführt. Im Maschinenhause gelangte ein Abdampfturbokompressor vom 15 000 m³ Stundenleistung zur Aufstellung. Die Dampfkesselanlage erfuhr durch Errichtung eines Kesselhauses mit Kamin, eines Dampfspeichers sowie Kühlturmes eine umfangreiche Erweiterung. Im Kesselhaus wurden sieben neue Dampfkessel aufgestellt.Geschäftsbericht 1913/14 der GHH)
|
|
1915
|
Seit Mai gibt es in der Grube keine Pferde mehr. In der Förderung sind Druckluft – Lokomotiven im Einsatz. Belegschaft: 1 955 Mann Förderung: 431 000 t Leistung u. T. und ü. T.: 1,019 t/MS |
|
1916
|
Im März nimmt die Benzolfabrik den Betrieb auf.
|
|
1920
|
Belegschaft: 1802 Mann Förderung: 358 479 t Koks: 115 000 t Leistung u. T. und ü. T.: ? t/MS |
|
1923
|
November
|
Seit Anfang November sind fast alle männlichen Personen des hiesigen Bezirks ohne Arbeit. Die Gutehoffnungshütte und die Zeche Vondern haben den Betrieb eingestellt. In den Familien herrscht große Not. Die Erwerbslosenunterstützung reicht nicht für den Einkauf von Brot und Kartoffeln. [Chronik Rothebuschschule]
|
1924
|
Januar
|
Im Monat Januar wurde der Betrieb auf den Eisenwerken der Gutehoffnungshütte und der Zeche Vondern wieder aufgenommen. Die Väter unserer Schulkinder fanden im Laufe der Monate Januar und Februar Arbeit. Nur die jüngeren Arbeiter waren zum Teil bis in den Monat April ohne Beschäftigung.« [Chronik Ripshorsterschule]
|
1932
|
01. Oktober
|
Die Zeche Vondern, auf der im Jahr 1898 die Abteufarbeiten begannen, wird stillgelegt. Ursprünglich war die Anlage als Wetterführung für die Zeche Oberhausen konzipiert worden. Ergiebige Aufschlüsse im Nordfeld hatten die Verwaltung jedoch dazu veranlaßt, eine komplette Zeche mit zwei Schächten zu errichten. Bis zum Jahr 1914 wurden hier rd. 663.000 Tonnen Kohle gefördert; die Zahl der Belegschaft lag zuletzt bei ca. 2.000. Das Grubenfeld wird der Zeche Jacobi zugeschlagen. Die Tagesanlagen fallen zum größten Teil der Spitzhacke zum Opfer. Der Grubenlüfter bleibt bis 1964 in Betrieb. |
1944
|
11. Dezember
|
Vormittags: Bei Luft-Grossangriff auf Verschiebe-Bahnhof Osterfeld Schäden auf Zeche Vondern. Dortiges Ausländerlager zerstört; andere beschädigt. Starke Schäden im Stadtteil Osterfeld.« Der Zentralnachweis des Sozial- und Ausgleichsamts berichtet, dass insgesamt 75 Personen verstarben, darunter »3 Polen, 3 Ausländer, 1 Litauer, 2 Holländer, 1 Ostarbeiter, 7 Italiener.« (Napp-Zinn)
|
1965
|
09. April
|
Der Abbruch der 1932 stillgelegten Zeche Vondern hat begonnen. Die beiden Schächte werden im Sommer mit insgesamt 23.000 Tonnen Waschberge aus den Kohlenwäschen der Zechen Jacobi und Osterfeld zugekippt, die beiden Schachtöffnungen mit einem Betondeckel versiegelt und die Übertageanlagen komplett abgebrochen. Platz für die A42 – Emscherschnellweg. |
Förderleistung
(Zahlen nach: Günter Hegermann, Steinkohlenbergbau in Oberhausen 1847 - 1992)
Jahr
|
Kohle in t
|
Koks in t
|
Belegschaft
|
1903 |
57 000
|
182
|
|
1905 |
275 000
|
1 306
|
|
1910 |
570 000
|
?
|
2 267
|
1915 |
431 000
|
148 000
|
1 955
|
1917 |
685 000
|
165 000
|
1 661
|
1920 |
358 000
|
115 000
|
1 802
|
1925 |
548 000
|
225 000
|
2 209
|
1930 |
476 000
|
127 000
|
1 549
|
1932 |
15 000
|
453
|
|
Fördermenge
Jahr
|
Kohle in t
|
Koks in t
|
Belegschaft
|
1913
|
58 000
|
–
|
546
|
1915
|
417 000
|
–
|
1 310
|
1918
|
366 000
|
139 000
|
1 280
|
1925
|
681 000
|
211 000
|
2 655
|
1930
|
789 000
|
204 000
|
2 430
|
1935
|
1 245 000
|
150 000
|
2 283
|
1940
|
1 781 000
|
?
|
3 294
|
1945
|
605 000
|
169 000
|
3 150
|
1950
|
1 820 000
|
492 000
|
5 300
|
1955
|
1 803 000
|
862 000
|
4 910
|
1960
|
1 248 000
|
669 000
|
3 800
|
1965
|
2 447 000
|
828 000
|
5 031
|
1970
|
2 226 000
|
1 219 000
|
3 620
|
1974
|
432 000
|
1 225 000
|
513
|
1975
|
–
|
1 221 000
|
405
|
1980
|
–
|
981 000
|
412
|
1984
|
–
|
342 000
|
370
|